Buch­re­zen­si­on

Re­zen­sio­nen von Sach­bü­chern sind ein be­währ­ter Weg, phi­lo­so­phi­sche Über­le­gun­gen in die brei­te­re Öf­fent­lich­keit zu brin­gen. Sie fas­sen die Grund­ge­dan­ken des Tex­tes nicht nur knapp und poin­tiert zu­sam­men, son­dern stel­len sie auch ins Ver­hält­nis zu Denk-​Traditionen, ord­nen sie in das ak­tu­el­le Diskussions-​Umfeld sowie in den Zu­sam­men­hang an­de­re Werke des Au­tors/der Au­torin ein und be­zie­hen eine wer­ten­de Po­si­ti­on. Eine Re­zen­si­on kann über Lob und Kri­tik hin­aus­ge­hen und selbst Ideen fort­spin­nen oder wei­te­re Ver­knüp­fun­gen auf­zei­gen. Es ist dar­auf zu ach­ten, dass der Text nicht ein­fach nach­ein­an­der einen dar­stel­len­der und dann einen kri­ti­schen Teil hat, son­dern dass bei­des schon früh mög­lichst ele­gant mit­ein­an­der ver­wo­ben wird.

  Ta­gungs­be­richt

Ta­gungs­be­rich­te er­for­dern Ge­schick dafür, in oft he­te­ro­ge­nen Vor­trä­gen einen ge­mein­sa­men roten Faden zu fin­den, an dem ent­lang sich ein schlüs­si­ger Text schrei­ben lässt. Hier­bei ist es wich­tig, dia­lek­ti­sche Be­we­gun­gen im Pro­gramm auf­zu­spü­ren und klar her­aus­zu­ar­bei­ten.

  Feuilleton-​Essay

Feuilleton-​Redaktionen sehen von aka­de­mi­schen Phi­lo­soph:innen be­son­ders gern Feuilleton-​Essays. Hier ist bild­rei­ches For­mu­lie­ren (frei­lich ohne allzu viele Kli­schees) ge­fragt, hier gilt es eine große und vor allem ori­gi­nel­le These an­schau­lich mit vie­len Bei­spie­len stark zu ma­chen, hier zählt die große den­ke­ri­sche Geste. Na­tür­lich dür­fen Schlen­ker ge­schla­gen und Sack­gas­sen an­ge­deu­tet wer­den. Es soll­te aber eine klare Take-​Home-Message geben, die sich in eine De­bat­te ein­bringt oder gar selbst eine be­ginnt.

  Kom­men­tar

Der jour­na­lis­ti­sche Kom­men­tar be­zieht sich auf ein ak­tu­el­les Er­eig­nis po­li­ti­scher, ge­sell­schaft­li­cher oder wis­sen­schaft­li­cher Art und er­gänzt die Be­richt­erstat­tung, indem er ein­ord­net und wer­tet (darin muss er nicht so ori­gi­nell wie ein Essay sein, dafür muss er kür­zer sein). Es gilt, poin­tiert eine Mei­nung zu ver­tre­ten, auch auf die Ge­fahr hin, dass man sie selbst wo­mög­lich ein paar Tage spä­ter schon nicht mehr ver­tritt – es soll ja ak­tu­ell sein. Aka­de­mi­sche Phi­lo­soph:innen wer­den lie­ber etwas halt­ba­re­re Kom­men­ta­re ab­ge­ben, in der Regel zu einem grö­ße­ren Thema, für das es einen ak­tu­el­len An­lass als Auf­hän­ger gibt. Aber auch für sie gilt: Hier darf und soll die ei­ge­ne Hal­tung auch rhe­to­risch aus­ge­spielt wer­den.

  Glos­se

Die Glos­se ist ein Kom­men­tar in lus­tig – oder ein leicht­fü­ßi­ger Mini-​Essay. Ach­ten Sie dar­auf, nicht durch­weg allzu sub­ti­len Humor oder Iro­nie zu ver­wen­den, damit es zu kei­nem Miss­ver­ständ­nis kommt. Bauen Sie ge­ge­be­nen­falls einen Gag oder eine Über­trei­bung ein, die nie­mand als sol­chen oder sol­che über­se­hen kann.

  Ko­lum­ne

Die Ko­lum­ne ist ein re­gel­mä­ßig er­schei­nen­der Text, meist von einer, manch­mal von meh­re­ren Per­so­nen im Wech­sel ge­schrie­ben. Sie ist we­ni­ger an Ak­tua­li­tät ge­bun­den, son­dern wid­met sich in der Regel einem um­grenz­ten The­men­be­reich, so­dass die Fol­gen mit­ein­an­der ver­bun­den sind. Es gibt li­te­ra­ri­sche­re Ko­lum­nen, bei denen es auf den spe­zi­fi­schen Stil und Ton an­kommt, den je­mand ent­wi­ckelt hat. Phi­lo­so­phi­sche Ko­lum­nen sind hin­ge­gen sinn­vol­ler­wei­se durch eine je­weils spe­zi­fi­sche Hal­tung cha­rak­te­ri­siert, die den un­ter­schied­li­chen Ein­las­sun­gen ge­mein­sam ist. Für die­ses Genre braucht man einen lan­gen Atem.

Ein­zel­tex­te im Ko­lum­nen­stil: 

Re­gel­mä­ßi­ge Ko­lum­nen: 

Als Buch er­schie­nen:

  Be­richt aus der For­schung

Ein Pitch für das Genre „Be­richt aus der For­schung“ in Phi­lo­so­phie ist an­spruchs­voll. Denn an­ders als in den Na­tur­wis­sen­schaf­ten kön­nen wir ja nicht ein­fach kon­kre­te Er­geb­nis­se ver­kün­den, die zei­gen, dass ein Me­di­ka­ment hilft oder dass eine Weise ge­fun­den wurde, einen be­stimm­ten Gen-​Defekt zu lo­ka­li­sie­ren. Hier braucht es Mut und be­herz­tes Vor­an­ge­hen, um eine kom­ple­xe phi­lo­so­phi­sche De­bat­te so her­un­ter zu bre­chen, dass ge­ra­de genug Dia­lek­tik dabei ist, um einen Aha-​Effekt bei den Le­sen­den her­vor­zu­ru­fen.

  In­ter­view füh­ren

Um ein In­ter­view zu füh­ren, soll­te man sich selbst schon gut mit dem Thema aus­ken­nen, zu dem die Per­son aus der Phi­lo­so­phie be­fragt wer­den soll. Das ist wich­tig, um den roten Faden für das Ge­spräch zu legen. Al­ler­dings soll­te man sich im Ge­spräch selbst dann nicht streng an den Fahr­plan hal­ten, sonst gehen Le­ben­dig­keit und Spon­ta­nei­tät ver­lo­ren. Es emp­fiehlt sich, ein Ma­nu­skript zu er­stel­len, das Fra­gen­kom­ple­xe und ihre Zu­sam­men­hän­ge ver­an­schau­licht, so­dass man in der Si­tua­ti­on fle­xi­bel mit ihnen um­ge­hen kann. Um nicht vom Mit­schrei­ben ab­ge­lenkt zu wer­den oder etwas zu ver­ges­sen, zeich­net man das Ge­spräch mit einem Auf­nah­me­ge­rät auf. Am bes­ten tran­skri­biert man es erst voll­stän­dig, um dann mit den Text­tei­len krea­tiv um­zu­ge­hen: es geht darum, die ge­äu­ßer­ten Ge­dan­ken rich­tig und gut nach­voll­zieh­bar les­bar zu ma­chen. Dafür muss nicht immer die tat­säch­li­che Rei­hen­fol­ge der Äu­ße­run­gen bei­be­hal­ten wer­den. Frei­lich soll­te das der in­ter­view­ten Per­son vor­her schon klar ge­macht wer­den und ihr soll­te die Ge­le­gen­heit geben wer­den, das aus­for­mu­lier­te In­ter­view ge­gen­zu­le­sen und ge­ge­be­nen­falls Rich­tig­stel­lun­gen zu ver­lan­gen (Au­to­ri­sie­rung).

  Por­trät

Im Ide­al­fall ver­eint das Por­trät, das Per­son und Werk eng ver­bun­den dar­stellt, ei­ni­ge der an­de­ren For­ma­te, ohne diese an­ein­an­der­zu­rei­hen, son­dern indem aus die­sen quasi ein neues For­mat hö­he­rer Stufe wird: In­ter­view, Be­richt aus der For­schung, Essay und Buch­re­zen­si­on – und die Re­por­ta­ge (die hier nicht vor­kommt, weil man für die­ses For­mat am we­nigs­ten aka­de­mi­sche Phi­lo­soph:innen braucht). Es soll­ten Ein­drü­cke einer oder meh­re­rer rea­len Be­geg­nun­gen darin vor­kom­men, die etwas In­ter­es­san­tes über die Per­son ver­deut­li­chen oder il­lus­trie­ren. Dabei ist Fin­ger­spit­zen­ge­fühl ge­fragt, in dem sich jour­na­lis­ti­sches Ethos zei­gen kann: wie stel­le ich je­man­den als in­ter­es­san­te Per­sön­lich­keit vor, ohne zu viel von ihrem Pri­va­tem preis zu geben?

  Nach­ruf

Nach­ru­fe be­rühm­ter Per­sön­lich­kei­ten wer­den häu­fig vor ihrem Tod ge­schrie­ben. Wenn eine Per­son stirbt, soll man auf einen gut re­cher­chier­ten, wohl über­leg­ten, fein for­mu­lier­ten Text von einem Men­schen zu­rück­grei­fen kön­nen, der die ver­stor­be­ne Per­son kann­te, schätz­te und der es im Ide­al­fall am Her­zen liegt, etwas Be­stimm­tes von ihr der Nach­welt zu ver­mit­teln. Des­halb scheu­en Sie sich nicht, einer Re­dak­ti­on einen Nach­ruf auf einen noch le­ben­den Phi­lo­so­phen oder einer noch le­ben­de Phi­lo­so­phin Ihrer Wahl an­zu­bie­ten (be­tagt frei­lich soll­te die Per­son schon sein).

  Essay in einem Ma­ga­zin

In sel­te­nen Fäl­len gibt ein Ma­ga­zin (wie das ZEIT-​Magazin ein paar Mal zum Bei­spiel Peter Bieri oder DAS MA­GA­ZIN, das Schwei­zer Ta­ges­zei­tun­gen bei­liegt, in einem Son­der­heft im Jahr 2019) die Mög­lich­keit, einen phi­lo­so­phi­schen Essay zu schrei­ben, der viel­leicht das ist, woran die meis­ten zu­nächst den­ken: Ein Text von hin­rei­chen­der Länge, in dem man ein­fach eine phi­lo­so­phi­sche Frage stel­len darf und einen Ge­dan­ken­gang dazu ent­wi­ckeln kann. Un­ter­schie­de zu aka­de­mi­schen Tex­ten blei­ben frei­lich mar­kant. Sie be­gin­nen bei der Brei­te des The­men­zu­schnitts und enden bei der Art des Schrei­bens, die kein phi­lo­so­phi­sches Wis­sen vor­aus­set­zen und so an­schau­lich wie mög­lich sein soll­te.

  Po­pu­lä­res Sach­buch

Die Augen, Ohren und Türen von Sach­buch­lek­to­ra­ten sind seit ei­ni­ger Zeit so offen für Bei­trä­ge aus der Phi­lo­so­phie wie wohl nie zuvor. Öf­fent­li­che Phi­lo­so­phie zwi­schen zwei Buch­de­ckeln kann ganz ver­schie­de­ne For­men an­neh­men. Sie kann, klas­sisch, vor allem ar­gu­men­ta­tiv ver­han­delt wer­den (Jas­ter/La­ni­us: Die Wahr­heit schafft sich ab. Wie Fake News Po­li­tik ma­chen; Blei­sch: Warum wir un­se­ren El­tern nichts schul­den). Sie kann er­zäh­le­risch ge­rahmt und prä­sen­tiert, dabei fik­tio­nal oder au­to­bio­gra­phisch ge­färbt sein (Hampe: Das voll­kom­me­ne Leben. Vier Me­di­ta­tio­nen über das Glück; Setiya: Midlife-​Crisis. Eine phi­lo­so­phi­sche Ge­brauchs­an­wei­sung). Oder sie kann, wie schon bei Pla­ton, aber viel­leicht mit etwas mehr Au­gen­hö­he, in Dialog-​Form ver­fasst sein (Ernst: Den­ken wie ein Phi­lo­soph. Eine Ein­füh­rung in sie­ben Tagen). Dabei kann man sich rein auf phi­lo­so­phi­sche Li­te­ra­tur oder auch auf an­gren­zen­de Fä­cher be­zie­hen (Hübl: Der Un­ter­grund des Den­kens. Eine Phi­lo­so­phie des Un­be­wuss­ten). Der Form und der Her­an­ge­hens­wei­se sind kaum Gren­zen ge­setzt. Hilf­reich ist eine recht ge­naue Ziel­grup­pen­be­stim­mung und ent­spre­chen­de Wahl von Ni­veau und Stil. Un­ab­ding­bar ist na­tür­lich die vor­aus­ge­hen­de wis­sen­schaft­li­che Be­schäf­ti­gung mit dem Thema. Wenn man nicht schon einen di­rek­ten Draht zu einem Ver­lag hat, ist der Weg über eine Li­te­ra­tur­agen­tur zu emp­feh­len. Diese berät in Fra­gen des The­men­zu­schnitts, fin­det den bes­ten (unter Um­stän­den auch best­bie­ten­den) Ver­lag und über­nimmt die ver­trag­li­chen An­ge­le­gen­hei­ten.

  Kom­men­tar

Der phi­lo­so­phi­sche Kom­men­tar greift ein ak­tu­el­les Thema von öf­fent­li­cher Re­le­vanz auf und ent­wi­ckelt ein kom­men­tie­ren­des, phi­lo­so­phi­sches Ar­gu­ment. Das The­men­spek­trum ist denk­bar weit – An­lass kann ein po­li­ti­sches oder ge­sell­schaft­li­ches Er­eig­nis sein, aber auch ein Tweet, eine be­mer­kens­wer­te dis­kur­si­ve Be­griffs­ver­wen­dung oder eine Be­ob­ach­tung im öf­fent­li­chen Raum. Das Feld der Phi­lo­so­phie kann für das An­lie­gen des Kom­men­tars in ver­schie­de­ner Weise dien­lich sein: ob der Kom­men­tar sich auf einen spe­zi­fi­schen phi­lo­so­phi­schen Be­griff stützt oder eine Idee, Me­tho­de oder einen An­satz – aus­schlag­ge­bend ist, dass das ent­wi­ckel­te Ar­gu­ment aus der Dis­zi­plin schöpft, um den Ge­gen­stand auf bis­lang wenig be­dach­te Weise zu er­hel­len. Der phi­lo­so­phi­sche Kom­men­tar ist ein kur­zer, für das Spre­chen ge­schrie­be­ner Text, der sich an eine brei­te Öf­fent­lich­keit rich­tet. Das heißt, er ver­zich­tet auf kom­ple­xe schrift­sprach­li­che Satz­kon­struk­tio­nen und ist an­schau­lich, all­ge­mein­ver­ständ­lich und sti­lis­tisch an­spre­chend for­mu­liert.

  Buch­re­zen­si­on

Die Re­zen­si­on stellt ein Buch einer brei­ten Öf­fent­lich­keit vor und kri­ti­siert es zu­gleich – eine Be­spre­chung hat also zwei An­lie­gen: Zum einen möch­te sie die phi­lo­so­phi­sche Pu­bli­ka­ti­on prä­sen­tie­ren, also An­lie­gen, The­sen und Vor­ge­hen des Buchs vor­stel­len und es in einen wei­te­ren Kon­text ein­ord­nen – es etwa als Bei­trag zu einer lau­fen De­bat­te oder als Wei­ter­füh­rung eines grö­ße­ren Werk­zu­sam­men­hangs der Au­torin kennt­lich ma­chen. Zum an­de­ren be­wer­tet eine Re­zen­si­on das Ge­le­se­ne – wich­tig sind hier Kri­te­ri­en wie: Re­le­vanz des Bu­ches für die brei­te Öf­fent­lich­keit, Über­zeu­gungs­kraft und Ori­gi­na­li­tät von An­lie­gen und The­sen, sowie Auf­bau, Spra­che und Sti­lis­tik. Das Gros der Re­zen­sio­nen be­spricht Neu­erschei­nun­gen; wenn sich die Be­spre­chung je­doch als Bei­trag zu einem be­stimm­ten in­halt­li­chen Dis­kus­si­ons­zu­sam­men­hang ver­steht, kann sie auch be­reits er­schie­ne­ne Bü­cher in Er­in­ne­rung rufen. Eine Buch­be­spre­chung legt einen Re­zen­si­ons­text, der ent­we­der ein­ge­le­sen wird, oder aber als Leit­fa­den für ein Ge­spräch dient, das dann im Ra­dio­pro­gramm zwi­schen Mo­de­ra­tor*in und Re­zen­sent*in ge­führt wird.

  Por­trät/Nach­ruf

Die For­ma­te Por­trät und Nach­ruf stel­len eine Phi­lo­so­phin, einen Phi­lo­so­phen vor oder wür­di­gen sie, ihn. Das For­mat ver­schränkt dabei Ein­bli­cke in die Bio­gra­phie der Per­son mit ihren wich­ti­gen Leis­tun­gen für Phi­lo­so­phie und Öf­fent­lich­keit. Das Por­trät kann mit re­por­ta­gi­gen Ele­men­ten ar­bei­ten – die Per­son also tref­fen, sie bei einer viel­sa­gen­den Tä­tig­keit be­glei­ten und die Töne ent­spre­chend in Be­zie­hung zu Leben und Werk set­zen. Der Nach­ruf nutzt ar­chi­vier­te Töne der ge­wür­dig­ten Per­son und ar­ran­giert diese so, dass ein Pan­ora­ma des Le­bens und Werks ent­steht. Für beide For­ma­te kön­nen dar­über hin­aus auch Töne von an­de­ren nam­haf­ten Kol­leg*innen, Zeit­ge­noss*inne und Freund*innen in­te­griert wer­den.

  Ge­spräch

Das Ge­spräch ist der ab­so­lu­te Klas­si­ker unter den Radio-​Formaten. Es stellt ge­wis­se An­sprü­che an den ge­la­de­nen Gast aus der aka­de­mi­schen Phi­lo­so­phie. Man muss sich über­le­gen, wie man das Pu­bli­kum einer grö­ße­ren Öf­fent­lich­keit für das Thema ein­neh­men kann, wel­che Aspek­te zen­tral, wel­che Bei­spie­le hilf­reich sind und wel­che Spra­che ver­ständ­lich und an­spre­chend ist. In der Regel prä­sen­tiert die Mo­de­ra­ti­on in einem Vor­ge­spräch einen Vor­schlag für eine Glie­de­rung und für kon­kre­ten Fra­gen, so­dass man sich ab­spre­chen und vor­be­rei­ten kann.

  Pod­cast

Der Pod­cast ist ein sehr viel­fäl­ti­ges Audio-​Format. Man­che Pod­casts be­stehen schlicht darin, In­hal­te aus dem Radio fle­xi­bel ab­ruf­bar zu ma­chen. Teils ent­ste­hen auch ganz neue For­men und In­hal­te. Oft han­delt es sich um klas­si­sche For­ma­te wie In­ter­view/Ge­spräch oder Kom­men­tar. Wich­tig ist bei allen Pod­casts für die Öf­fent­lich­keit, eine gut ver­ständ­li­che Spra­che zu pfle­gen, nicht zu schnell und nicht in zu kom­ple­xem Vo­ka­bu­lar zu spre­chen sowie ein ab­wechs­lungs­rei­ches und an­re­gen­des For­mat zu ge­stal­ten. Dafür sind Wech­sel der Spre­chen­den und wie­der­erkenn­ba­re Seg­men­te hilf­reich, die auch akus­tisch durch ent­spre­chen­de Audio-​Elemente ab­ge­trennt wer­den soll­ten. In der Vor­be­rei­tung einer Podcast-​Aufnahme wird zu­meist eine be­stehen­de Struk­tur vor­ge­ge­ben, teils aber auch ein neues Struk­tur­kon­zept ver­ein­bart.

  Tech­ni­sche Vor­aus­set­zun­gen für gute Audio-​Aufnahmen

Es kommt es dar­auf an, was man ma­chen möch­te: eine bloße Sprach­auf­nah­me einer ein­zel­nen Per­son (Ziel­vor­stel­lung Radio-​Sound) ist mit einem er­schwing­li­chen USB-​Mikrofon wie dem Røde NT-​USB oder dem Beyer Fox gut mög­lich. Wäh­rend der Auf­nah­me braucht man einen Rech­ner, auf dem auf­ge­zeich­net wird. Wenn mehr Fle­xi­bi­li­tät ge­wünscht ist (z. B. für Au­ßen­auf­nah­men oder für Hybrid-​Veranstaltungen, bei denen man zu­sätz­lich zu einer vor­tra­gen­den Per­son auch das Ple­num halb­wegs mit ein­fan­gen möch­te), kann man einen kos­ten­güns­ti­gen mo­bi­len Re­cor­der wie den Zoom H2n nut­zen. Man kann auch we­sent­lich mehr Geld aus­ge­ben, etwa für das pro­fes­sio­nel­le Yellowtec-​Reportermikrofon mit ein­ge­bau­ter Spei­cher­kar­te. Mit sol­chen Ge­rä­ten braucht man kei­nen Rech­ner und kann Mit­schnit­te von Ver­an­stal­tun­gen ein­fach und in brauch­ba­rer Qua­li­tät rea­li­sie­ren. Emp­feh­lens­wer­tes Zu­be­hör: Hal­te­rung, Popp-​Schutz.

Ge­ne­rell gilt, dass das Hand­ling, ins­be­son­de­re die Po­si­tio­nie­rung des Mi­kro­fons und eine ne­ben­ge­räusch­ar­me Um­ge­bung sich stär­ker auf die Qua­li­tät der Auf­nah­me aus­wir­ken als der Mi­kro­fon­typ. Auch mit preis­wer­ten Ge­rä­ten kann man pro­fes­sio­nel­le Auf­nah­men er­zie­len, wenn man Fol­gen­des be­rück­sich­tigt:

Po­si­tio­nie­rung im Raum: Der na­tür­li­che Feind der Sprach­ver­ständ­lich­keit ist der Nach­hall. Ein Wohn­zim­mer mit Bü­cher­re­ga­len, Vor­hän­gen und Pols­ter­mö­beln klingt „tro­cke­ner“ als ein nack­tes Büro. Min­des­tens soll­te man ver­mei­den, dass sich das Mi­kro­fon zwi­schen schall­har­ten, par­al­le­len Flä­chen (Fens­ter, Wände, Türen) be­fin­det, weil dort be­son­ders stö­ren­de ste­hen­de Wel­len auf­tre­ten kön­nen. Wenn man mit dem ei­ge­nen Kör­per oder einem Bü­cher­re­gal etc. Re­fle­xio­nen ab­schir­men kann, ist das gut.

Po­si­tio­nie­rung zu Spre­cher:innen: Ideal ist meis­tens ein Ab­stand von 15 bis 20 cm zum Mund. Das Røde NT-​USB-Mikrofon hat das Sta­tiv schon dabei, für den Zoom-​Recorder kann man ein Sta­tiv dazu kau­fen oder auch ein­fach zur Not einen ent­spre­chend hohen Bü­cher­sta­pel nut­zen. Stellt man das Mikro ein­fach auf den Tisch, kann es sein, dass das Si­gnal etwas zu „weit weg“ klingt oder dass Stör­ge­räu­sche vom Tip­pen, Schrei­ben etc. auf­ge­nom­men wer­den. Für Pod­casts ist eine er­höh­te Po­si­ti­on zu emp­feh­len.

Popp: Pro­ble­ma­tisch sind bei ge­rin­gem Sprech­ab­stand häu­fig Plo­siv­lau­te (z.B. „P“ oder „B“), bei denen nicht nur der Schall der Stim­me, son­dern plötz­lich eine große Menge Luft auf die Kap­sel trifft und diese damit „über­las­tet“, so dass un­an­ge­neh­me Knack­lau­te ent­ste­hen. Dies lässt sich leicht mit so­ge­nann­ten Popp-​Killern/Winds­creens ab­schwä­chen (Beim Røde und beim Beyer Fox ist ein Pop­schutz an der Hal­te­rung ein­ge­baut, für das Zoom kann man einen da­zu­kau­fen). Im Not­fall reicht auch oder sogar nur das bloße „Her­aus­dre­hen“ des Mi­kro­fons aus dem „Wind“ (indem man das Mikro ent­we­der um ca. 45° weg­dreht, oder, soll­te das nicht rei­chen, um ca. 10 cm zur Seite ver­setzt, aber trotz­dem zum Mund aus­rich­tet).

SS­s­s­s­s­sßßßss­s­sßßsss: Es kann vor­kom­men, dass S-​Laute stark her­vor­ste­chen. Dann kann man mit al­ter­na­ti­ven Po­si­tio­nie­run­gen her­um­pro­bie­ren (s. o.), auch mit Nei­gungs­win­kel und Höhe. Wenn alles nichts ge­nützt hat, kann man auch in der Nach­be­ar­bei­tung die schar­fen S-​Laute mit­tels eines so­ge­nann­ten „De-​Essers“ di­gi­tal ent­schär­fen.

Pegel: Die Pe­gel­spit­zen soll­ten bei den lau­tes­ten Si­gna­len – Aus­ru­fe, en­thu­si­as­ti­sches Spre­chen – an der -9dBFS krat­zen, aber nicht nen­nens­wert dar­über hin­aus gehen. („dBFS“ ist die Ein­heit für di­gi­ta­le Au­dio­pe­gel). Viele Ge­rä­te haben auch einen au­to­ma­ti­schen Über­steue­rungs­schutz, der aber mit einer Ein­bu­ße an Klang­qua­li­tät ver­bun­den ist.

Mo­ni­to­ring: Um zu hören, was man da ein­spricht, wie es klingt oder ob über­haupt ein Si­gnal an­kommt, bie­ten sich Kopf­hö­rer an. Die Kopf­hö­rer soll­ten nicht über­mä­ßig laut ein­ge­stellt bzw. hin­rei­chend nach außen iso­liert sein, um die ge­fürch­te­ten Rück­kopp­lun­gen zu ver­mei­den.

Edi­tie­rung: In jedem Fall soll­te die Mög­lich­keit zur nach­träg­li­chen Be­ar­bei­tung be­stehen. Da­durch las­sen sich Ver­has­p­ler oder über­mä­ßig viele Ähhhs raus­neh­men, Satz­kon­struk­tio­nen ver­ständ­li­cher ma­chen oder auch Laut­stär­ke­un­ter­schie­de an­pas­sen. Dazu eig­net sich eine so­ge­nann­te „DAW“-​Software (Di­gi­tal Audio Work­sta­tion), die es auch kos­ten­los gibt. Re­la­tiv weit ver­brei­tet, al­ler­dings etwas um­ständ­lich zu be­die­nen ist Au­da­ci­ty.

Auf­nah­men mit dem Smart­pho­ne: Falls kein (semi-)pro­fes­sio­nel­les Equip­ment zur Ver­fü­gung steht, ist es auch mög­lich, Sprach­auf­nah­men mit dem Smart­pho­ne zu er­stel­len. Dabei sind die obi­gen Hin­wei­se zu Po­si­tio­nie­rung und Stör­ge­räu­schen grund­sätz­lich über­trag­bar. Eine Be­son­der­heit ist, dass elek­tro­akus­ti­sche Pa­ra­me­ter wie etwa die Vor­ver­stär­kung des Mi­kro­fons i. d. R. nicht be­ein­fluss­bar sind, so dass man auf eine in­ter­ne Au­to­ma­tik ver­trau­en muss. Es gilt: je bes­ser die akus­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen, desto we­ni­ger wird au­to­ma­tisch (und manch­mal hör­bar) nach­ge­re­gelt, desto bes­ser ist das auf­ge­nom­me­ne Ma­te­ri­al. Auf vie­len Ge­rä­ten ist es mög­lich, für das For­mat der Auf­nah­me zwi­schen da­ten­re­du­ziert und nicht-​datenreduziert zu wäh­len. Letz­te­res ist in jedem Fall vor­zu­zie­hen. Au­ßer­dem ist es sinn­voll, wäh­rend der Auf­nah­me den Flug­mo­dus zu nut­zen.

Auf­nah­men mit dem ein­ge­bau­ten Mi­kro­fon / Head­set des Rech­ners: Auch die meis­ten Be­triebs­sys­te­me bie­ten die Mög­lich­keit, über an­ge­schlos­se­ne Hard­ware wie Head­sets oder ein ein­ge­bau­tes Mi­kro­fon Au­dio­auf­nah­men zu er­stel­len. Dies ist z. B. bei MacOS über das Pro­gramm „Quick­time“ und bei Win­dows über „Sprach­re­kor­der“ bzw. „Au­dio­re­kor­der“ mög­lich. Hier sind die Hin­wei­se zur Auf­nah­me mit Smart­pho­nes fast aus­nahms­los über­trag­bar. Vor­teil­haft ist, dass die meis­ten Be­triebs­sys­te­me die ma­nu­el­le Ein­stel­lung des Mi­kro­fon­pe­gels er­lau­ben. Für die Ein­stel­lung des Pe­gels gilt hier, dass in Er­man­ge­lung einer aus­sa­ge­kräf­ti­gen Ska­lie­rung die höchs­ten Aus­schlä­ge nicht über ca. 80% der Pe­gel­an­zei­ge be­tra­gen soll­ten.

Sound­check: In jedem Fall emp­fiehlt es sich drin­gend, nach dem Ein­rich­ten der Auf­nah­me­si­tua­ti­on Pro­be­auf­nah­men zu ma­chen und ggf. nach­zu­jus­tie­ren. Es ist sehr är­ger­lich, lange Pas­sa­gen auf­ge­nom­men zu haben und dann zu mer­ken, dass das ent­stan­de­ne Ma­te­ri­al aus tech­ni­schen Grün­den kaum brauch­bar ist.

 

  Sci­ence Slam

Ein Science-​Slam ist eine Wett­be­werbs­ver­an­stal­tung, bei der meh­re­re Wis­sen­schaft­ler:innen nach­ein­an­der kurze, un­ter­halt­sa­me Büh­nen­vor­trä­ge hal­ten und am Ende ein:e Sie­ger:in ge­kürt wird. Manch­mal hat ein Science-​Slam-Abend ein Ober­the­ma, meis­tens hat er aber Variétécharakter und die Vor­trä­ge kom­men aus ganz un­ter­schied­li­chen Dis­zi­pli­nen. In der Regel spre­chen die Vor­tra­gen­den über ein Thema der ei­ge­nen wis­sen­schaft­li­chen Ar­beit; oft wird ex­pli­zit er­war­tet oder sogar ver­trag­lich ver­langt, dass „ei­ge­ne For­schung“ vor­ge­stellt wird. Es gibt ein Zeit­li­mit von in aller Regel zehn Mi­nu­ten (sehr sel­ten auch zwölf oder nur sie­ben Mi­nu­ten), das von der Mo­de­ra­ti­on durch­ge­setzt wird und daher schon im Vor­feld genau be­ach­tet wer­den soll­te. Als Hilfs­mit­tel ist nor­ma­ler­wei­se alles er­laubt; na­he­zu immer wird eine Bea­mer­prä­sen­ta­ti­on ge­nutzt, sehr oft mit ein­ge­streu­ten Vi­de­os, ab und zu auch Re­qui­si­ten. Der Vor­trag soll­te frei ent­lang der Fo­li­en ge­hal­ten wer­den, ohne Ma­nu­skript. Zur Er­mitt­lung der Sie­ger:in gibt es un­ter­schied­lichs­te Modi (Ap­plaus­laut­stär­ke, Pu­bli­kums­ab­stim­mung, Be­wer­tung durch eine zu­fäl­lig aus dem Pu­bli­kum aus­ge­wähl­te Jury usw.) und es gilt all­ge­mein als weit­ge­hend er­ra­tisch und nicht son­der­lich wich­tig, wer ge­winnt. Wich­tig ist, dass Science-​Slams sich von Poetry-​Slams grund­sätz­lich un­ter­schei­den. Bei Poetry-​Slams sind bei­spiels­wei­se Re­qui­si­ten in der Regel ver­bo­ten und es wird nicht frei ge­spro­chen, son­dern ein vor­be­rei­te­ter li­te­ra­ri­scher Text vor­ge­tra­gen. Die meis­ten Slam-​Vorträge legen es dar­auf an, das Pu­bli­kum zum La­chen zu brin­gen, gänz­lich erns­te Vor­trä­ge kom­men aber auch vor. Auf­grund der Kürze emp­feh­len sich bei phi­lo­so­phi­schen The­men poin­tier­te, skizzenhaft-​aporetische Dar­stel­lun­gen. Eine ge­wis­se Lo­cker­heit und Selbst­iro­nie ist un­ab­ding­bar. Science-​Slams sind un­ab­hän­gig von den Vor­tra­gen­den na­he­zu immer aus­ver­kauft und bie­ten daher die Chan­ce, phi­lo­so­phi­sche Über­le­gun­gen in ein auf­ge­schlos­se­nes Pu­bli­kum zu tra­gen, das sich sonst nicht damit be­schäf­tigt hätte.

 

  Auf­tritt in einer TV-​Sendung

Auf einen TV-​Auftritt soll­te man sich sorg­fäl­tig vor­be­rei­ten. Im Ge­gen­satz zu Print­me­di­en gibt es im Nach­gang keine Mög­lich­keit, ein­zel­ne Pas­sa­gen zu kor­ri­gie­ren oder die Ver­öf­fent­li­chung zu un­ter­bin­den. In aller Regel gilt das ge­spro­che­ne Wort. Wäh­rend man im Radio noch No­ti­zen vor sich lie­gen haben kann, ist das im TV eher nicht Usus und wird zum einen nicht gern ge­se­hen, zum an­de­ren wirkt es oft auch nicht so über­zeu­gend. Bevor man einen Auf­tritt zu­sagt, klärt man am bes­ten, ob es sich um ein Streit­ge­spräch han­delt, bei dem man mög­li­cher­wei­se auch in die Enge ge­trie­ben wird (bspw. „Lanz“), oder ob es eher um ein er­ör­tern­des Ge­spräch geht (bspw. „Nachtcafé“ oder „Stern­stun­de Phi­lo­so­phie“). Je mehr Gäste zu­gleich in der Runde sit­zen, umso wich­ti­ger ist es, die ei­ge­ne Po­si­ti­on mög­lichst knapp und kna­ckig zu for­mu­lie­ren. Wer aus­holt, hat unter Um­stän­den schon ver­lo­ren, weil das Mi­kro­phon an die nächs­te Per­son geht. Wenn man al­lein oder zu zweit ein­ge­la­den ist, hat man mehr Spiel­raum. Es wirkt immer be­son­ders sym­pa­thisch, wenn man auch Bezug nimmt auf die an­de­ren Gäste. Auch als Ein­zel­gast soll­te man sich vor­her genau über­le­gen, wel­che Kern­bot­schaf­ten man ein­brin­gen will und wie man diese for­mu­lie­ren möch­te. Dabei gilt es zu be­den­ken, dass es zwar Ni­schen­sen­dun­gen gibt, TV aber doch ein Mas­sen­me­di­um ist. Ver­ständ­lich­keit und An­schau­lich­keit sind daher zen­tral. Manch­mal wird man nicht ge­fragt, wo­nach man ge­fragt wer­den möch­te, und ver­lässt das Stu­dio dann frus­triert. Es ist des­halb klug, die Kern­bot­schaf­ten von sich aus ein­zu­brin­gen, etwa indem man im Lauf der Sen­dung sagt: „Das ist alles in­ter­es­sant - aber mei­ner Mei­nung nach ist die zen­tra­le Frage bei die­sem Thema eine an­de­re, näm­lich…“ So kann man das Ge­spräch auch steu­ern. Wenn man möch­te, kann man die ei­ge­nen Kern­bot­schaf­ten auch vorab der Re­dak­ti­on zu­kom­men las­sen. Meist sind Re­dak­tio­nen über­las­tet und freu­en sich, wenn sie neben den Bü­chern und Auf­sät­zen, die vor­lie­gen, sol­che The­sen er­hal­ten und gehen dann auch dar­auf ein. Wich­tig ist auch, dass man im TV nicht dem Zwie­bel­prin­zip folgt, son­dern dem Keim­prin­zip. Will hei­ßen: Man soll­te nicht, wie in wis­sen­schaft­li­chen Auf­sät­zen oft üb­lich, zu­erst dar­le­gen, was an­de­re den­ken, wes­halb das nicht über­zeugt und dann erst zum Kern der Sache kom­men - bis dahin hat man die Zu­schau­er:innen viel­leicht schon ver­lo­ren. Statt­des­sen soll­te man mit dem Keim be­gin­nen, der ei­ge­nen These, und dann von da aus zei­gen, wie aus die­sem Keim über­zeu­gen­de Ideen wach­sen.