Was ich noch sagen wollte

PhilPublica stellt vor

Titelbild: David Löwenstein

David Löwenstein

Akademischer Rat für Philosophie an der Universität Düsseldorf

Was ist Ihre erste Erinnerung an einen philosophischen Gedanken?

Vielleicht zählt das nicht ganz, aber es ist meine liebste „origin story“: Als kleines Kind haben mich die Riesen-Fruchtzwerge mal auf die Palme gebracht. „Riesen-Zwerge“ – ein unerträglicher Selbstwiderspruch! Gefuttert hab’ ich die Dinger natürlich trotzdem. War immerhin mehr drin.

Woran arbeiten Sie gerade?

Für den denXte-Podcast „mitgedacht“ haben wir gerade gemeinsam die zweite Staffel vorbereitet, die schon bald auf allen üblichen Plattformen zu hören sein wird. Daneben habe ich zuletzt viel darüber nachgedacht, wie das Argumentieren schon im Schulunterricht besser gefördert werden kann. Gemeinsam mit vielen wundervollen Menschen aus Fachphilosophie, Fachdidaktik und Schulpraxis haben wir dazu im DFG-Netzwerk „Argumentieren in der Schule bereits einige Ideen diskutiert und konkrete Vorschläge erarbeitet, darunter auch ein Open Access-Buch mit direkt nutzbarem Unterrichtsmaterial für Lehrkräfte. Inzwischen denke ich immer stärker einerseits über intellektuelle Tugenden im Argumentieren und andererseits über kognitive Verzerrungen und Biases nach, jeweils auch mit Blick darauf, wie diese Themen für den Schulunterricht fruchtbar gemacht werden können.

Was ist Ihr Lieblingszitat?

Schwer zu sagen. Ganz oben dabei ist auf jeden Fall die Philosophie-Definition von David Hills: „the ungainly attempt to tackle questions that come naturally to children, using methods that come naturally to lawyers“.

Was außerhalb der Philosophie hat Sie am meisten geprägt?

Vater zu werden.

Wie halten Sie es mit der Religion?

Ich bin ein religiös musikalischer Atheist. Ich übe mich in Demut gegenüber dem Unverfügbaren. Einige religiöse Weltanschauungen sind rational bestens vertretbar und vermutlich zu Unrecht unterschätzt. Religiöse Institutionen – ein separates Thema – sind oft autoritär strukturiert und weisen teils unsägliche Abgründe auf. Gleichzeitig fehlt es ohne sie an etablierten Orten und Ritualen, um angemessen mit den großen Übergängen menschlicher Existenzen umzugehen.

Warum betreiben Sie Philosophie in der außerakademischen Öffentlichkeit?

Weil die akademische Philosophie der Öffentlichkeit so viel zu geben hat. Und die Öffentlichkeit der akademischen Philosophie genauso.

Worauf kommt es Ihrer Ansicht nach besonders an, wenn man Philosophie in der Öffentlichkeit betreibt?

Echte Interaktion auf Augenhöhe. Das wird in der Wissenschaftskommunikation generell immer stärker betont, ist aber vermutlich nirgends wichtiger als in der Philosophie. Und es ist die zentrale Gestaltungsidee im eben schon genannten Podcast „mitgedacht“ und überhaupt im gesamten Public-Philosophy-Projekt „denXte“.

Was sollten mehr Menschen über Philosophie wissen?

Dass sie selbst bereits oft philosophieren, ohne es so zu nennen. Und dass es tatsächlich möglich ist, diese Tätigkeit weiterzuentwickeln, Fragen und Begriffe zu klären, Probleme und Erfahrungen zur Sprache zu bringen und sich im Denken immer besser zu orientieren.

Wäre Philosophie in einer idealen Welt überflüssig?

Nein, sie wäre ein integraler Bestandteil jedes Bildungswegs.

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