Was ich noch sagen wollte

PhilPublica stellt vor

Titelbild: Karoline Reinhardt

Karoline Reinhardt

Juniorprofessorin für Angewandte Ethik an der Universität Passau

Was ist Ihr Lieblingszitat?

„Wir fühlen, daß selbst, wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind.“ (Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus, 6.52)

Wie würden Sie Ihre Forschung beschreiben?

In meiner Forschung untersuche ich normative Fragen, die durch gesellschaftliche und politische Umwälzungsprozesse aufgeworfen werden und nach einer Neureflexion darauf verlangen, was gut und gerecht ist. Mir ist es dabei wichtig, Vergangenheit und Gegenwart miteinander ins Gespräch zu bringen, um aus dieser Auseinandersetzung tragfähige Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. Methodisch wird es für mich spannend, wenn philosophiehistorische Studien und systematische Fragen in ein konstruktives Wechselverhältnis treten.

Und woran arbeiten Sie aktuell?

Aktuell arbeite ich an einer Studie zu Vertrauen im Zeitalter der Digitalisierung, die insbesondere die politische Seite von Vertrauensforderungen und deren Fallstricke beleuchtet. Mich interessiert, welche Implikationen diese Perspektive auf Vertrauen etwa für die Algorithmen- und KI-Ethik hat. Außerdem arbeite ich derzeit an einer philosophischen Neuthematisierung von Verdienstlichkeit und moralischer Heldenhaftigkeit.

Warum schreiben Sie für die außerakademische Öffentlichkeit?

Mein Eindruck ist, dass philosophische Themen auf einen großen Widerhall stoßen; dass sich viele Menschen für die „großen Fragen“ interessieren, mit denen sich die Philosophie auseinandersetzt. Dabei gibt es aktuell viele Entwicklungen, die insbesondere aus ethischer Perspektive nach Reflektion und Einordnung verlangen. Manches können wir mit unseren Mitteln und Methoden zur Verständigung beitragen; manche Anforderung geht vielleicht über die Möglichkeiten unseres Faches hinaus. In jedem Fall halte ich es aber für die Verantwortung der akademischen Philosophie, das Gespräch zu suchen. Das Schreiben für eine außerakademische Öffentlichkeit ist eine Weise, dieser Verantwortung nachzukommen.

Ist es für Ihr Denken wichtig, verschiedene Sprachen zu sprechen?

Ja, sehr sogar. Und richtig interessant wird es, wenn ich anfange, in Sprachen zu träumen, die ich gar nicht spreche...

Was hat Sie außerhalb der Philosophie am meisten geprägt?

Ich weiß nicht sicher, ob sie mich am meisten geprägt hat, aber sie hat mich wohl am stärksten verändert: Elternschaft.

Ist es immer gut, vernünftig zu sein?

Nein.

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