Was ich noch sagen wollte

PhilPublica stellt vor

Titelbild: Tanja Rechnitzer

Tanja Rechnitzer

Postdoc am Institut für Philosophie der Universität Hannover

Was war Ihr erster Kontakt mit der Philosophie?

In der Oberstufe hatte ich das Wahlfach Philosophie und war sofort Feuer und Flamme. Was genau zeigt Platons Höhlengleichnis? Was meint Nietzsche damit, wenn er sagt, dass Gott tot ist? Gibt es objektive Wahrheit? Woher kommen eigentlich die Kategorien, mit denen wir unsere Welt beschreiben? Wie sollen wir uns Menschen gegenüber verhalten, die uns schwer geschadet haben? Diese und ähnliche Fragen haben mich so richtig gepackt, aber noch mehr die Art und Weise, wie wir im Philosophie-Unterricht darüber diskutiert haben.

Und da haben Sie sich gleich für das Philosophiestudium entschieden?

Nein. Da mir alle davon abrieten („brotlose Kunst!“), habe ich mich für den interdisziplinären Studiengang Europäische Kultur- und Ideengeschichte entschieden, um trotzdem „ein bisschen“ Philosophie dabeizuhaben. Was vielleicht auch ein Glücksfall war, denn so konnte ich die Philosophie ganz unbefangen und offen entdecken und sie nach und nach zu meinem Schwerpunkt machen.

Warum ist Philosophie so kompliziert?

Meine erste Reaktion zu dieser Frage war eine Art amüsiert-ertapptes „Das wüsste ich allerdings auch gerne!“, direkt gefolgt von der Überlegung, was hier wohl mit „kompliziert“ genau gemeint sei. Und das sagt uns vermutlich schon einiges über die Antwort: Da man an jeder Stelle wieder nach Klärung fragen kann, kann man es sich sozusagen beliebig kompliziert machen.

Was fehlt Ihnen, um besser zu philosophieren?

Jobsicherheit. Oder zumindest eine gewisse Planbarkeit von Leben und Karriere.

Ist es für Ihr Denken wichtig, verschiedene Sprachen zu sprechen?

Es hat definitiv einen Einfluss, manchmal positiv, besonders wenn man zum Beispiel zwischen verschiedenen Sprachen hin und her übersetzen kann, um die passende Formulierung zu finden. Das Sprechen mehrerer Sprachen (oder zumindest das Verstehen) eröffnet einem auch schlichtweg mehr Zugang zu unterschiedlicher Literatur und anderen Quellen. Wenn ich allerdings hauptsächlich in einer Fremdsprache – wie Englisch – lese, denke, diskutiere und schreibe, fühlt sich das manchmal ein wenig an wie Fahren mit leicht angezogener Handbremse.

Über welches Thema würden Sie gerne einmal schreiben und warum haben Sie es bisher nicht getan?

Über die Philosophie von Beziehungen. Das ist ein Thema, das mich eigentlich schon lange begleitet, und gerade in letzter Zeit sind viele tolle neue Arbeiten dazu erschienen. Bisher war irgendwie der Raum noch nicht da – mental und im Terminkalender. Aber das kann ja noch werden.

Hat Ihre philosophische Tätigkeit verändert, wie Sie im Alltag handeln?

So ganz genau kann ich das natürlich nicht sagen, mir fehlt ja der Vergleich mit der Tanja, die nicht philosophisch tätig ist. Aber ich glaube zum Beispiel, dass ich ohne die Beschäftigung mit Vorsorgeprinzipien und mit (Tier-)Ethik nicht oder nicht so schnell vegan geworden wäre.

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