Was ich noch sagen wollte
PhilPublica stellt vor
Markus Schrenk
Unser Kooperationspartner denXte hat kürzlich den renommiertesten deutschen Preis für Wissenschaftskommunikation gewonnen, den Communicator-Preis. Wir befragen den Spiritus Rector von denXte, Markus Schrenk.
Was macht denXte?
Das denXte-Team besteht neben mir aus Amrei Bahr, David Löwenstein, Julia Frese, David Niemann, Christoph Sapp und Berit Weiß. Wir nutzen philosophische Gedankenexperimente, um mit Bürger:innen in einen Dialog über aktuelle gesellschaftliche und wissenschaftlich relevante Debatten der Philosophie zu treten. Gedankenexperimente sind Szenarien, die der Plausibilisierung oder Widerlegung philosophischer Thesen, Argumente und Theorien dienen. Wir haben hier einige in ihrer Funktionsweise beschrieben. Unsere Themen waren bislang u.a. Fake-News, die Medikamentenvergabe bei Arzneimittelmangel, die Coronamaßnahmen. Neben dem ursprünglichen Kern, unserer Abendveranstaltungen im Düsseldorfer Haus der Universität, bieten wir viele weitere partizipative (online) Formate an: einen Podcast, soziale Medien, Livestreams, die Videoreihe denXte eXtra, das Sonderheft des Magazins der HHU zum Thema Organspende, diverse Blogbeiträge etc.
Was hat die Jury besonders gelobt?
Die Jury zeichnete uns für “innovative und zukunftsweisende Wissenschaftskommunikation [aus], mit der [wir] auf spielerische und zugleich anspruchsvolle Weise über ein sonst eher schwer zugängliches Fach wie die Philosophie kommunizieren.” Die DFG und der Stifterverband würdigten, dass es uns mit unserem partizipativen Ansatz gelingt, Bürgerinnen und Bürger unterschiedlichsten Alters und verschiedener Bildungshintergründe für philosophische Zusammenhänge zu begeistern, und “Menschen ohne philosophische Vorkenntnisse über das Format des philosophischen Gedankenexperiments zum Austausch über gesellschaftlich relevante Themen einzuladen”. Wir freuen uns besonders, dass die Jury unterstreicht, dass wir nicht bloß philosophische Themen inhaltlich besprechen, sondern auch grundlegende Denkwerkzeuge der Philosophie und die Fähigkeit vermitteln, Probleme rational und systematisch zu verhandeln. Die Jury zeigte sich auch beeindruckt von der arbeitsteiligen und gleichberechtigten Zusammenarbeit innerhalb unseres Teams.
Was ist aus Ihrer Sicht das Wichtigste bei der Wissenschaftskommunikation? Worauf kommt es Ihrer Ansicht nach besonders an, wenn man für die Öffentlichkeit schreibt?
Auf Zugänglichkeit und einfache Erklärungen, die aber die Komplexität der Themen nicht verleugnet oder verfälschen. Die Philosophie, insbesondere die analytische Philosophie, der wir uns zugehörig fühlen, ist auch eine Methode, zu denken und zu analysieren. Es ist uns bei denXte daher auch wichtig, diese Art der Herangehensweise an philosophische und lebensweltliche Probleme und Fragen zu vermitteln.
Wie geht es mit denXte weiter?
Wir freuen uns, dass unser Podcast mitgedacht in Kürze ausgestrahlt wird. Hier können Bürger:innen ihre philosophischen Fragen einreichen und mit denXte Teammitgliedern und Studierenden diskutieren, die in einem zugehörigen Seminar Ansätze zur Beantwortung recherchiert.
Unsere Live-Abende dürfen nun auch wieder stattfinden. Auf deren Fortsetzung jetzt nach Lockerung der Corona-Maßnahmen sind wir sehr gespannt.
Warum schreiben Sie für die außerakademische Öffentlichkeit?
Vor etwa 30 Jahren, als ich begann, mich für Philosophie zu interessieren, gab es kaum ein öffentliches, mediales Interesse an Philosophie. Das hat sich glücklicherweise geändert, u. a. PhilPublica macht das ja deutlich. Dazu möchte ich heute beitragen, weil das Interesse groß ist und es mir Freude bereitet, heute auszufüllen, was ich damals vermisst habe.
Was war Ihr erster Kontakt mit der Philosophie? Gibt es Bücher, ohne deren Lektüre Sie heute ein anderer wären?
Ohne es heute noch in vollem Umfang empfehlen zu können, war die Philosophische Hintertreppe von Wilhelm Weischedel für mich als Kind der Zugang zu einer neuen Welt. Und Ernst Gombrichs Die Geschichte der Kunst, aber das ist eine andere Angelegenheit . . .
Über welches Thema würden Sie gern einmal schreiben und warum haben Sie es bisher nicht getan?
Aus Zeitmangel habe ich noch nicht mein neues Forschungsthema PropArt, Propriozeptive Kunst, verschriftlicht. Aber wir arbeiten dran: https://proprioceptive.art.